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Zum ersten Mal mit Air France. Der Service ist perfekt, sogar Champagner gibt es. Wir hatten auch schon Flüge ohne Essen und Getränke. Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen. In Mauretanien gibt es einen weiteren Halt, bei dem wir aber sitzen bleiben dürfen. Viele Passagiere steigen aus, die Putzkolonne geht etwas unkoordiniert durch die Reihen und dann steigen wieder neue Mitreisende zu und es geht weiter.

Am Flughafen werden wir schon von Morro, unserem Kontaktmann vor Ort, erwartet. Unser Gepäck wird unter Zuhilfenahme eines Seiles im Kofferraum verstaut und dann quetschen wir uns zu fünft in sein kleines Auto. Kurz vor Mitternacht sind wir dann endlich im Hotel und werden in einer Rundhütte mit einer recht löchrigen Tür untergebracht. Außerdem ist das Moskitogitter am Fenster nicht richtig befestigt. Das merken wir aber erst, nachdem wir bei Licht und geöffnetem Fenster, um die stickige Luft loszuwerden, fast von Moskitos gefressen werden. Also schnell das mitgebrachte Netz aufgehängt – wir sind ja schließlich nicht zum ersten Mal hier. Nach zwei Tagen wechseln wir in ein anderes Zimmer, da nebenan plötzlich eine Klimaanlage überlaut vor sich hin brummt. Dafür haben wir dann eine extrem dünne Matratze, durch die man jede Latte spürt und einen weggebrochenen Klorollenhalter. Die Kloschüssel scheint auch nicht so richtig befestigt zu sein und das Waschbecken hängt ziemlich schief an der Wand. Aber es kommt sofort warmes Wasser aus dem Duschkopf. Das ist hier Luxus.

2023 Feb 1Am Morgen fahren wir nach einer ersten Lagebesprechung in die Stadt. Beim Geldwechsler ist erstaunlicherweise schon alles für uns vorbereitet. Die Euros müssen noch gezählt werden, aber bei den Dalasi-Bündeln ist uns das zu mühsam. Mit zwei Rucksäcken voller Geld geht es weiter zum Schreibwarenhändler. Wir kaufen Schulmaterial und anschließend ein paar Süßigkeiten für die Kinder. In den Läden hier gibt es alles. Man braucht nur die entsprechenden finanziellen Mittel.

Den ganzen Nachmittag verbringen wir damit, Geld in die Umschläge für die Patenkinder abzuzählen. Das gibt schwarze Finger und wir stellen wieder fest: Geld stinkt doch! Mit größeren Geldscheinen ginge das viel schneller, aber das höchste sind 200 Dalasi und das entspricht etwa 3,25 €.

2023 Feb 2Am nächsten Morgen fahren wir nach Banjulunding zu Fatoumata. Ein Patenkind mit einer Augenkrankheit, das wir schon viele Jahre unterstützen.

Ohne Morro wären wir ziemlich aufgeschmissen. So etwas wie eine Adresse gibt es hier nicht. Nur die Durchgangsstraßen haben einen Namen. Wir besorgen unterwegs Reis, Öl und Zwiebeln, was uns fast 100 € kostet. Auch hier wird alles teurer. Man verdient hier zwischen 60 und 80 € im Monat. Und unsere gekaufte Menge reicht für die fünfköpfige Familie etwa ein viertel Jahr. Die Freude über unser Kommen ist überwältigend. Nach vielen Umarmungen machen wir uns wieder auf den einstündigen Rückweg.

2023 Feb 3Anderntags machen wir uns zeitig auf den Weg ins Landesinnere zu unseren Schulen. Wir quetschen uns wieder zu fünft in den kleinen Ford-Fiesta. Der Kofferraum ist voll mit Schulmaterial, den Patenschaftsumschlägen und etwas Gepäck. Jeder hat nur das allernötigste für eine Übernachtung eingepackt.

Mit unzähligen anderen Fahr2023 Feb 4zeugen schleichen wir durch den stinkenden morgendlichen Berufsverkehr. Auf der Gegenfahrbahn sieht es schlimmer aus, schließlich wollen wir ja aus der Stadt heraus. Nach drei Stunden sind wir dann fast in Fonkoi Kunda. Selbst Morro hat die Abzweigung verpasst und muss umdrehen. Am Feldweg steht zwar ein verblichenes Schild, aber im hohen dürren Gras ist es kaum zu sehen.

Schüler, Lehrer und Dorfälteste warten gespannt im Schatten eines Mangobaumes darauf, dass es endlich losgeht. Noch ein Gebet und dann ist es so weit. Von hinten rückt man uns immer mehr auf die Pelle. Die Kinder werden nach und nach aufgerufen, berichten, welche Klasse sie besuchen und wie alt sie sind

2023 Feb 5Bei den meisten Kindern wechselt das Alter in jedem Jahr. Manche werden plötzlich jünger, andere altern extrem. Aber Hauptsache, die Klasse stimmt. Noch schnell ein Foto gemacht, damit man im nächsten Jahr auch kontrollieren kann, ob es sich um das richtige Kind handelt, es gibt meist mehrere Kinder mit dem gleichen Namen, und dann wird endlich der Geldumschlag überreicht. Nach der 9. Klasse endet eine Patenschaft, da dann eine Ausbildung möglich ist und ein jüngeres Kind wird aufgenommen. Oft handelt es sich um eine Geschwisterkind aber immer um die ärmsten der Armen. Bestimmt wird das durch die Ältesten und Lehrer gemeinsam. Unsere zwei Schulen werden jeweils von etwa 250 Kindern besucht. Nicht einmal ein Viertel davon wird durch eine Patenschaft unterstützt. Trotzdem warten alle mehr oder weniger geduldig, bis das ganze Prozedere vorüber ist. Spontan wird aus Dankbarkeit von drei Frauen aus dem Ältestenrat ein Freudentanz aufgeführt und einige Kinder machen unter Singen und Klatschen mit.

Hinterher machen wir einen Rundgang durch die Schule und schauen uns an, was beim letzten Besuch im November beauftragt wurde. Hier sieht alles sehr gut aus. Die Wasserpumpe funktioniert zwar nicht, wird aber in der folgenden Woche auf Garantie repariert. In der Bücherei sind die Regale penibel eingeräumt, es hat aber leider nicht alles Platz gefunden. Da wären noch ein oder zwei weitere nötig. Die Lehrer sind mit ihrer Unterkunft so richtig glücklich. Endlich hat jeder ein eigenes Bett. Das größte Problem sind im Moment die fehlenden Schulhefte. Jedes Kind braucht je nach Klassenstufe zwischen drei und fünf Hefte. Und die Eltern haben einfach nicht genug Geld um so viele zu kaufen. Es gibt auch nur ein einziges Buch pro Klasse, das der Lehrer besitzt. Für die Kinder ist das unerschwinglich. Der Lehrstoff wird dann an die Tafel geschrieben und in die Schulhefte übertragen. Ein weiteres Problem ist die Entfernung. Etwa je 20 Kinder aus zwei benachbarten Dörfern laufen jeden Tag 3 km in die Schule. Und so ein 5 oder sechsjähriges Kind ist dann einfach zu müde für den Unterricht. Aber ein Transportmittel ist für uns auf keinen Fall finanzierbar.

Wir machen uns auf den Weg zu unserer Unterkunft in Farafenni. Nicht komfortabel, aber sauber. Gegessen wird im Imbiss. Wir haben die Wahl zwischen Fertigpizza und Hähnchen mit Pommes. Bei Hähnchen kann man hier nichts falsch machen. Am nächsten morgen frühstücken wir auch hier. Omelette mit Pommes, Salat und Hefezopf ist zwar eine etwas seltsame Kombination, aber durchaus essbar. Und Kaffee oder Tee gibt es auch noch dazu. Was will man mehr.

2023 Feb 6Frisch gestärkt fahren wir zur nächsten Schule. Mit Musik und Gesang werden wir erwartet. Eine junge Frau ist extra gekommen um uns zu treffen. Sie war früher eines unserer Patenkinder und ist heute Lehrerin. Es freut uns ungemein zu sehen, was durch unsere Hilfe möglich ist. Dann folgt das gleiche Prozedere wie am vergangenen Tag. Die Patenschaften werden ausgezahlt und die Schule besichtigt. Auch hier sieht alles gut aus. Wir werden, wie die letzten Jahre auch, noch für das restliche Schuljahr für beide Schulen Lebensmittel finanzieren. Dann hat jedes Kind wenigstens eine Mahlzeit am Tag. Das ist ein großer Anreiz, die Schule zu besuchen.

Auch hier ist das größte Problem, die fehlenden Schulhefte. Unser restliches Geld ist hier gut angelegt und Morro wird sie zusammen mit den Lebensmitteln im Laufe der nächsten Monate zu den Schulen bringen.

2023 Feb 7Wir machen uns auf den Weg zurück zu unserem Hotel am Meer. Die Fahrt ist weit und inzwischen sehr warm. Mit der Fähre geht es recht zügig über den Gambiariver, dann haben wir es nach gut drei Stunden geschafft.

Jetzt haben wir uns noch ein paar Tage in der Sonne am Pool verdient, ehe es zurück ins kalte Deutschland geht.

Wir hoffen, durch unsere Förderung der Schulbildung wieder ein wenig zum Fortschritt in Gambia beigetragen zu haben.

 

Verfasst von Martina Heck