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Januar 1999. Gerhard Riebock unterstützt auf unbürokratische Art den Bau von Dorfschulen im westafrikanischen Staat.

1999 Zweimal im Jahr mit dem Flieger nach GambiaBeim Internationalen Kinderfest in der Witthauhalle ist erstmals ein größerer Kreis auf das soziale Engagement Gerhard Riebocks aufmerksam geworden. Der Radio- und Fernsehtechniker aus Haigerloch hilft beim Aufbau von Schulen im afrikanischen Gambia. Und zwar schnell, direkt und ohne Bürokratie.

Mit einem Urlaub im westafrikanischen Gambia vor 20 Jahren hat alles angefangen. Damals kam er zu ersten Mal mit Land und Leuten in Berührung. Vor etwa sechs Jahren – Riebock war nach längerer Pause wieder einmal in Gambia auf Urlaubsreise – kam er mit der englischen Hilfsorganisation „Schools for progress“ in Kontakt, die in entlegenen gambischen Dörfern Schulen baute.

Er wurde gebeten, in die Hilfsorganisation einzutreten und sozusagen in Deutschland eine Anlaufstelle für die gemeinnützige Sache aufzubauen. Doch es folgte die Ernüchterung. Gerhard Riebock – und mit ihm auch ein paar Engländer – stellten fest, dass alles zu bürokratisch lief und mühevoll gesammeltes Geld in Gambia einfach versickerte.

Das lag schlicht an der Mentalität der Gambier. „Die Leute sind fleißig und willig, aber sie denken nicht langfristig. Wenn sie Geld in den Händen haben, geben sie es aus, wenn man morgen keines mehr hat, ist das auch in Ordnung“, schildert Riebock seine Erfahrungen.

Direkthilfe war der Ausweg und deshalb kümmerten sich der gebürtige Norddeutsche und die Engländer fortan höchstpersönlich um die Überbringung von Spendengeldern an Ort und Stelle und den Bau von Schulen. Die neue Organisation heißt nun zwar „Schools for Gambia“, aber, wie gesagt, alles läuft ehrenamtlich und ohne Verwaltungskosten. Zweimal pro Jahr – während der Fasnet und im Sommer – jettet Riebock seitdem nach Westafrika, verhandelt mit Dorfältesten und organisiert vom mitgebrachten Spendengeld, Zement, Baumaterialien und dergleichen.

Die Schule im Dorf Batokunku ist im Prinzip das Werk Riebocks, denn er hat ihren Bau fast ausschließlich mit deutschen Spendengeldern finanzieren können. Das Gebäude ist mittlerweile fertig und bietet 150 Kindern in zwei Klassen Platz. Zwei Lehrer wurden inzwischen verpflichtet. Neben der Schulausbildung wird der Anbau von Gemüse und Reis ermöglicht, so dass sich auch die Ernährungssituation der Kinder verbessert. Bislang waren es pro Jahr rund 1000 Mark, die Riebock erwirtschaftet hat. Beim Kinderfest in der Witthauhalle sind allerdings zu Spenden in der Größenordnung zusätzlich 2000 Mark zusammengekommen. „Es ist schwierig, in Deutschland Geld aufzutreiben. In England wird oft das Dreifache meiner Spenden aufgebracht“, erklärt er.

Trotzdem ist der Radiotechniker, der in Bisingen wohnt und in Haigerloch seine Firma hat, mit seinem Engagement zufrieden. „Es macht Spaß zu helfen, wenn man die Lebensfreude der Afrikaner sieht. Manch ein Europäer könnte sich davon eine Scheibe abschneiden.“

Dankbar ist Riebock nicht nur für Geld. In Englisch geschriebene Bücher, Tafeln, Schreibmaterial oder Blätter sind ebenso kostbar. Größeres Schulmobiliar ist allerdings nicht zweckmäßig. „Dafür sind die Verschiffungskosten zu teuer und man kann es ebenso gut in Gambia anfertigen“, so Riebock.

Der Staat Gambia

Gambia in Westafrika ist das kleinste Land Afrikas und eines der ärmsten Länder der Welt. Es hat etwa eine Million Einwohner und eine Gesamtfläche von 11 000 Quadratmetern. Entlang des Gambia Rivers erstreckt sich das Land von dessen Mündung aus auf einer Länge von 322 Kilometern bei einer Breite von nur rund 50 Kilometern. Auf drei Seiten wird es vom Nachbarland Senegal umschlossen. Gambia verfügt über keine wichtigen Bodenschätze oder Rohstoffvorkommen. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind Landwirtschaft, die Verarbeitung von Erdnüssen, Fischfang und zunehmend auch Tourismus. Die Landessprache ist Englisch. Die Landeswährung heißt Dalasi. Fünf Dalasi sind etwa eine Mark, das entspricht etwa dem Verdinest eines Erwachsenen pro Tag. IN Gambia gibt es keine allgemeine Schulpflicht oder kostenlose staatliche Schulen. Nur privilegierte Kinder kommen in den Genuss deiner Schulausbildung, die Mehrheit der Bevölkerung kann nicht lesen oder schreiben.

2./3. Januar 1999

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